Verdeckter Narzissmus + Gaslighting: Das grandiose „Opfer“

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Es gibt eine Sonderform der psychischen Manipulation, die v.a. bei verdecktem Narzissmus bekannt ist: Die Selbstdarstellung als „Opfer“. 
Doch auch bei Gaslighting kann diese Variante vorkommen. Im Buch Exit Gaslighting wird sie als Special Trap behandelt. Als eine „Falle“, in die ein Empfänger von Gaslighting unbewusst tappen kann.

Verdeckter Narzissmus: Die Grandiosität der eigenen Opfer-Rolle

Wenn sich jemand als hilflos oder Opfer der Umstände darstellt, würde man auf den ersten Blick nicht auf Narzissmus schließen. Schließlich stellt man sich dabei jemanden vor, der schillernd im Mittelpunkt steht. Der grandiose Narzisst, der sich selbstbewusst zeigt und für unfehlbar hält. Das ist die gängige Meinung.

Doch es gibt auch Menschen, die ihren Narzissmus über die Einnahme einer grandiosen Opfer-Rolle zum Ausdruck bringen: Nie gab es jemanden, der mehr gelitten hat. Nie jemanden, mit dem es das Leben schlechter gemeint hat.

Wird diese Selbstdarstellung als Opfer  hinterfragt, kann es zu eindrucksvollen Eskalationen kommen. Jene Menschen, die es wagen, es anders zu sehen werden durch Ignoranz, Vorwürfe und Angriffe „bestraft“. 

Verdeckter Narzissmus kann nicht minder schmerzhaft und kräftezehrend sein. Wird die Sicht der verdeckt agierenden, narzisstischen Person nicht geteilt, gibt es Krieg.

Und genau hier finden wir die Schnittstelle zu psychischer Manipulation durch Gaslighting. Denn bei Gaslighting setzt der Sender alles daran, dass der Empfänger seine Sichtweise (Alternativrealität) übernimmt. Die Einnahme der grandiosen Opferrolle als „hilfloser Sender“ kann hierzu ein Werkzeug sein.

Der "hilflose Sender" - Die totale Externalisierung von Verantwortung

Die Selbstdarstellung eines „hilflosen Senders“ von Gaslighting (oder bei verdecktem Narzissmus) demonstriert das eigene Leid. Es wird behauptet, dass kein Einfluss auf die Ereignisse besteht. Eine totale Externalisierung der Verantwortung! 

Die eigene Unfähigkeit und „Unschuld“ wird erklärt. 
Diese Special Trap begegnet Empfängern von Gaslighting z.B. dann, wenn sie sich gesund verhalten!

Wenn ein Sender nach einer Abwertung, Verdrehung oder Attacke konfrontiert wird oder begrenzt wird, kann der „hilflose Sender“  auf den Plan treten.

Durch die Einnahme der Opfer-Rolle („hilfloser Sender“) soll Mitgefühl und Verständnis im Empfänger ausgelöst werden. Viele tappen in diese Falle: „Er kann nichts dafür, er wirkt so hilflos und kann ja auch nicht aus seiner Haut.“

Auch wenn das z.T. stimmen mag, so setzen Sender diese
Selbstdarstellung mitunter strategisch ein – das sollte bedacht werden.

Lassen sich Empfänger von Mitgefühl überwältigen, vergessen sie oft das eigene Leid und klar gefasste Vorsätze werden verworfen. So entsteht das typische Hin und Her von On-/Off-Beziehungen.

Analog finden sich derartige Konstellationen auch bei (verdecktem) Narzissmus.

"Hab Mitgefühl mit mir, auch wenn ich keines für dich habe..."

Die Konstellation des hilflosen Senders stellt für viele Empfänger
eine knallharte Herausforderung dar. Sie wurden oft lange Zeit durch den Sender an aufgestellten Regeln gemessen (z.B. „Ein Mensch muss mitfühlend und verständnisvoll sein!“). 
Reagiert ein Empfänger auf den hilflosen Sender nicht mit
Mitgefühl, bekommt er diese „Regelverletzung“ zu spüren: „Wenn du mir nicht mit Mitgefühl und Verständnis begegnest, bist du ein schlechter Mensch!“. Diese Verurteilung wird bei Gaslighting (und verdecktem Narzissmus) direkt oder indirekt kommuniziert.

Davon werden viele Empfänger leider „gecasht“. Wer will schon ein schlechter Mensch sein? 
Dockt die Darstellung des Senders beim Empfänger an, bekommt er ein schlechtes Gewissen. Er glaubt dann, Mitgefühl haben zu müssen. Auch wenn – und das ist entscheidend – der Sender kein Mitgefühl für den Empfänger aufbringt, obwohl sein eigenes Verhalten entwürdigend, verletzend und verwirrend ist. Die Regel des Mitgefühls gilt also nur einseitig!

Die Herangehensweise des hilflosen Senders beinhaltet zusammengefasst folgende irrwitzige Forderung:
„Ich habe gar keinen Einfluss darauf, dass ich dich immer wieder verwirre, verletze und entwürdige. Wenn du kein Mitgefühl mit mir armem Wurm hast, dann bist du ein schlechter Mensch!“

Intuitiv spüren Empfänger, dass sie subtil erpresst werden. Sie sollen die verletzende Entwürdigung durch den Sender entschuldigen. Sonst werden sie zum Bösewicht abgestempelt. Das treibt viele Empfänger in den Wahnsinn. Denn sie spüren gleichzeitig den Druck, kein „schlechter Mensch“ sein zu wollen.

Einseitige Regeln - bei Narzissmus und Gaslighting!

Der hilflose Sender thematisiert ausschließlich das fehlende Mitgefühl des Empfängers. Sein eigenes Verhalten wird nicht einbezogen. Die Ereignisse werden auf die Umstände reduziert, die für seine Argumentation relevant sind. Ein hilfloser Sender weist jegliche Verantwortung für sein Verhalten von sich – die Regel des Mitgefühls gilt nicht für ihn. So auch bei Narzissmus! 

Hier frage ich Dich: Wäre es nicht fair, wenn der Sender selbst das leben würde, was er fordert?

Ein hilfloser Sender beansprucht die Opfer-Rolle, weil sie ihm hilft, Verantwortung von sich zu weisen und dadurch die Situation zu kontrollieren. Erkennt ein Empfänger die Opfer-Rolle nicht an, wird er angegriffen, zum Täter gemacht und „verurteilt“ (z.B. „Du bist so hart und kalt!“).

Eine versteckte, emotionale Erpressung, die unter dem Deckmantel eines falschen Mitgefühls daher kommt!

Was kann ich bei verstecktem Narzissmus und Gaslighting durch "hilflose Sender" tun?

Wenn ein Sender sich zum „Opfer“ und Dich zum „Täter“ macht, dann achte darauf, was er von seinem Anteil weglässt und was von Dir gefordert wird.
Prüfe derartige Regeln, indem Du Dir folgende Fragen stellst:

„Kann man diese Regel hier (nach dem Verhalten des Senders!) anwenden?“ 
„Passt die Forderung für mich in der aktuellen Situation?“
„Hält der Sender sich selbst an seine Regeln?“

Entscheide Dich im Zweifelsfall immer dafür, lieber eine fragwürdige Regel zu brechen, anstatt emotionaler Erpressung
zuzustimmen! Der hilflose Sender ist eine Sonderform des Drama-Dreiecks, der man mit Klarheit begegnen kann:

„Ich finde, du hast durchaus einen Einfluss auf dein Verhalten. Wenn du Mitgefühl zu erpressen versuchst, es aber selbst nicht lebst, dann ist da was faul! Ich habe Mitgefühl – auch für mich!“

Finde hier gerne Deine eigenen, für die entsprechende Situation passenden Worte. Dieses Video zum Drama-Dreieck kann zudem eine Hilfe sein.

Dieser Beitrag wurde in Anlehnung an das Buch Exit Gaslighting (S. 271 ff.) kreiert. Das Buch kannst Du direkt unten auf der Seite bestellen oder hier eine kostenfreie Leseprobe über die Anmeldung zum Newsletter holen.

3 Antworten

  1. Liebe Kristina,
    vielen Dank für diesen Artikel. Deine Ausführungen treffen immer spezifischer mein Erleben und ermutigen mich, weiter klar zu bleiben und mich nicht für meine „Härte“ zu schämen! Eben Mitgefühl für mich selbst zu haben. Aber wie Du ja auch immer wieder sagst, gibt es nicht den bösen Narzissten, sondern da ist ein Mensch, mit dem ich auch viele nahe, tiefe Momente hatte. Und die Trennung tut bei aller Klarheit sehr, sehr weh.
    Danke für Deine tolle Arbeit. Alles Liebe, Susanne

    1. Liebe Susanne, es freut mich sehr, dass die Worte Dir helfen, Dich in Deiner Intuition und auf Deinem Weg bestärken dürfen ❤️.
      Es ist immer so viel in uns aktiv in Bezug auf solche Konstellationen. Ja, da gibt es auch die „echten“ Momente. Doch oft werden diese vom Gegenüber anders in die „Zeitlinie“ eingeflochten. Es fehlt die Kontinuität, oft. Werde bald einen Artikel zur „Modifikation der Zeitlinie“ – einer weiteren Special Trap – schreiben. Im Buch ist die direkt hinter dem „hilflosen Sender“ zu finden.
      Es ist in Ordnung, dass nicht immer „alles rosarot“ ist. Das gehört zu Beziehungen dazu. Wenn es aber konstant und systematisch immer wieder zu Leid kommt, ohne dass dafür ein Bewusstsein da ist, dürfen wir schauen, dass wir dieses neue „Ja“ zu uns finden. In diesem Geiste von mir alles Liebe für Deinen Weg! ❤️🙏

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